Schwierige Kollegen

Wenn der doch nicht da wäre

Du hast einen schwierigen Kollegen, der oder die ist laut, drängelt sich ständig in den Vordergrund, kritisiert deine Vorschläge und stellt sich überall quer – du kannst ihn nicht leiden. Und offensichtlich beruht das auf Gegenseitigkeit. Zwischen euch entspinnt sich mit der Zeit ein Office-Guerilla-Krieg. Jeder sucht sich Verbündete. Gerüchte werden in Umlauf gebracht. Alles läuft auf eine Eskalation hinaus. Wie schön könnte es in deinem Job sein, wenn der nicht da wäre! 

Aber das ist er leider. Und der Konflikt ist für keinen von euch beiden gut, denn egal wie viele „Unterstützer“ jeder von euch gewinnen konnte, insgesamt bleibt ein negatives Bild von euch beiden im Raum.   

Wie kannst du also reagieren? 

1.) Gedanken sind nicht frei

Überleg dir doch einmal, wie du diesen Kollegen in deinen Gedanken betitelst (der alte Sack! Der junge Schnösel! Die inkompetente Zicke?)

Achtung: deine Gedanken sind nicht frei! Sie stehen dir ins Gesicht geschrieben. Und sein Verhalten könnte durchaus zum Teil eine Reaktion sein auf das, was dein Gesicht spiegelt. Versuche also bitte für dich selbst diese lustige Namensgebung zu lassen. Nenn ihn einfach bei seinem Vornamen, auch in deinen Gedanken.

2.) Advocatus Diaboli

Spiele einmal den Advocatus Diaboli (Anwalt des Teufels)! Versetz dich für einen Moment an seine Stelle und stell dir vor, wie er die Situation von seiner Seite aus schildern würde.

Was würde er sagen? Schreibe eine detaillierte Erklärung auf. Welche Begründungen würde er für sein Verhalten anführen? Welche Gefühle würde er äußern? Wie würde er dein Verhalten beschreiben? Wo wäre das Hauptproblem für ihn und warum?

Wenn du ein ausführliches Plädoyer zusammen hast, dann lies es noch einmal und stelle dir die Frage:

Ist alles, was er sagt, komplett falsch? Oder kannst du ihm in einigen Punkten doch ein wenig Recht geben? Könntest du ihm in diesen Punkten vielleicht entgegenkommen?

3.) Die Suche nach dem Mittelweg

Suche nach Kompromissen. Warum? Du kannst davon ausgehen, dass euer Konflikt auch dem anderen auf die Nerven geht! Er wird möglicherweise dankbar sein für ein Friedensangebot. Suche also einen Weg, mit dem ihr beide leben könnt.

Und warte nicht, dass er ihn findet, denn damit vergibst du die Chance, dein Entgegenkommen zu zeigen. Gehe aktiv mit deinen Kompromiss-Angeboten auf ihn zu. Jetzt ist er a) vielleicht schon etwas besänftigt und b) im Zugzwang.

Natürlich funktioniert das nicht immer, aber die Chancen stehen gut. Und wenn mehrere solcher Angebote unbeantwortet bleiben, wird der Druck auf ihn größer, denn auch dein Umfeld wird die Situation beobachten.

4.) Der innere Film

Verändere gedanklich die Situation und versetze euch beide in ein anderes Szenario. Stell dir zum Beispiel vor, dein Team wurde von Banditen gekidnappt und du musst mit diesem Kollegen zusammen nun das Team retten. Die Zeit drängt und guter Rat ist teuer.

Wie fühlt es sich jetzt an, einen zweiten starken und engagierten Kollegen an deiner Seite zu haben? Ein schwacher, angepasster und ideenloser Kollege würde bedeuten, dass du alleine dastehst.

Du bist vielleicht nicht immer einer Meinung mit ihm, aber jetzt habt ihr eine schwierige Situation zu meistern und arbeitet gemeinsam an der Lösung. Bezieh in also ruhig manchmal ein in die Entscheidungen. Das Gute an einem engagierten Kollegen ist nämlich – er übernimmt auch einen Teil der Verantwortung, nicht nur für das Gelingen, sondern auch für das Scheitern! 😉

5.) Kein Tratsch am Kaffeeautomaten

Achte sehr gut darauf, mit wem du über euren Konflikt sprichst. Die Versuchung, ausgiebig zu lästern, ist immer groß, wenn man sich ärgert.  Viele sind gerne bereit, einer negativen Story zuzuhören und stimmen dir vielleicht auch erst einmal zu. Du hast das Gefühl, einen Verbündeten zu haben. Aber du wirst dich wundern, wie viele dieser vermeintlichen Freunde diese Informationen postwendend zum eigenen Vorteil gegen dich verwenden.

Im Berufsleben- besonders ab einer bestimmten Ebene – hast du nur noch wenige wirkliche Freunde.

Ein loyaler Mitarbeiter tut zwar, was du sagst, aber er ist privat vielleicht eher mit diesem Kollegen befreundet als mit dir.

Versuche daher, negative Aussagen immer vorsichtig zu formulieren und überlege dir sehr gut, ob und mit wem du überhaupt darüber sprichst.

6.) Der Blick in die Vergangenheit

Versuche herauszufinden, was du zu dem gestörten Verhältnis beigetragen hat. Nicht immer lässt sich die Vergangenheit ändern. Aber wenn dir auffällt, dass du ihm an irgendeiner Stelle vielleicht auf den Schlips getreten bist und seinen Stolz verletzt hast, kann es helfen, wenn du ihn in der nächsten Zeit mit etwas mehr Wertschätzung behandelst und beobachtest, ob das eurem Verhältnis guttut.

Vielleicht kannst du auch aufmerksam zuschauen, mit wem dieser Kollege gut auskommt und wie diese Menschen ihn behandeln. Du kannst möglicherweise nicht alles übernehmen, aber du hättest ein Indiz, was er braucht, um kooperativ und positiv eingestellt zu sein.

7.) Bleibe offen

Du bist alle Punkte durchgegangen und hast sie aktiv ausprobiert? Lässt sich trotzdem gerade nicht wirklich viel an der Situation ändern? 

Bleibe dennoch innerlich für eine Lösung offen.  Manchmal lässt sich eine Eskalation nicht vermeiden, aber das sollte immer die letzte Möglichkeit sein und – täusche dich nicht – sie ist immer ein Verlust, nicht nur für den „Verlierer“, sondern in der Regel auch für das Ansehen des „Gewinners“.

Wenn es sich um einen Mitarbeiter handelt, wirst du ihn vielleicht irgendwann austauschen müssen und verlierst damit vielleicht viel Fachkompetenz, einen guten Kundenbetreuer und/oder möglicherweise auch die Sympathie seiner Unterstützer. 

Wenn nötig, stehe ich dir und deinem Team mit einem Einzel- oder auch Team-Coaching zum Thema Konfliktmanagement gerne zur Seite. 

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